Wer sich einmal mit Bäumen beschäftigt, wird nach kurzer Zeit erkennen, dass die
Beziehung des Menschen zu diesen Lebewesen uralt ist. Dabei kann der Baum von
uns Menschen in zweierlei Hinsicht betrachtet werden. Zum einen als seelenlose
Nutzpflanze, die unsere Bedürfnisse an Nahrung und Rohstoff befriedigt zum
anderen in ihrer Wesenhaftigkeit und vielschichtigen Symbolik der Märchen,
Mythen und Bräuche. Ob Dorflinden, Marienbäume oder Hausbäume - es ist noch gar
nicht so lange her, dass der Baum auch in unserer Region ein geachteter
Begleiter des Menschen war. Als ich 1998 im Rahmen meiner Diplomarbeit über die
Mythologie von Bäumen „Baumgeschichten“ sammelte, wurde mir bewusst, wie
vielfältig diese Beziehungsformen der Menschen zu Bäumen sein können. Seither
sammele ich Baumgeschichten aus allen Gegenden Bayerns. Häufig sind es ältere
Personen aus dem bäuerlichen Stand, die mir so manche spannende, tragische oder
lustige Baumgeschichte erzählen. Die enge Verbundenheit dieser alten Menschen
mit den natürlichen Lebensprozessen, ihre Ruhe und Verwurzeltheit in den
Rhythmen des Jahreskreises, erscheint mir häufig selbst wie das Leben eines
Baumes. Bernhard von Clairvaux schrieb einst: „Du wirst mehr in den Wäldern
finden als in Büchern. Die Bäume und die Steine werden dich Dinge lehren, die
dir kein Mensch sagen wird.“ In diesem Sinne verstehen sich diese Radführer als
Einladung, die darin beschriebenen Bäume zu besuchen. Auf mitlerweile 20
Radtouren in den Regionen, können diese erfahren und erlebt werden. Zusammen mit
Kreisverbänden für Gartenbau und Landespflege, sowie den Landratsämtern wurden
vor einzelnen Baumstandorten Tafeln angebracht, worauf das jeweilige Ereignis um
den Baum erzählt wird. Umfassendere Ausführungen zu den Baumgeschichten, mit
dazugehörigen Landkarten der einzelnen Routen, finden Sie dann in den Büchern.
Nicht alle geschichtsträchtigen oder ehrwürdigen Bäume der Regionen sind
aufgeführt. Die Beweggründe hierfür sind unterschiedlich. Entweder stehen die
Bäume zu abseits jeglicher fahrbaren Radroute, oder sie befinden sich zu nahe im
privaten Raum des Eigentümers. Manche sind auch als Naturdenkmal so besonders,
dass es am besten ist, wenn der Baum nicht zu sehr ins Rampenlicht gerückt wird.
Nach wie vor wohnt den uns umgebenden Bäumen, bei all ihrem Nutzen, ein gewisser
Zauber inne, der unsere Sinne und Phantasien auch heute noch berühren kann.
Vielleicht führt ein tieferes Verständnis sogar zu etwas mehr Achtung und
Akzeptanz für unsere grünen Begleiter. Lassen Sie sich also anstecken von der
Vielfalt unserer Baumwelt und erleben Sie so manch heitere, nachdenkliche und
erquickende Momente „Von Baum zu Baum“!
 Thomas
Janscheck
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